Ferienaktion im Häusel - 2. und 3. August 2010
Wasser,
Holz und Muskelkraft - oder wie vor hundert Jahren der Arbeitsalltag bewältigt
wurde
Bereits im zweiten Jahr veranstaltete der Historische Verein Pirmasens in Zusammenarbeit mit den Gästeführern der Stadt und dem Stadtarchiv einen Tag im Häusel. Genauer gesagt waren es, wegen des großen Ansturms, zwei Tage, an denen Kinder vieles anfassen durften, was zum Leben vor hundert Jahren gehörte.
Rund 30 Kinder erfuhren bei der Hausbesichtigung, dass es um 1900 in der Blocksbergstraße 18 noch kein Wasser gab. Sie lernten, wie sparsam man mit Wasser umgehen muss, da jeder Tropfen vom Brunnen geholt werden musste. Wie weit der Weg bis zum Wedebrunnen ist und wie schwer die vollen Wassereimer sind, wenn man diese nach Hause trägt, probierten die Kinder in Begleitung der Gästeführerin Ursula Neubauer aus. Vorsichtig trug die kleine Gruppe die Eimer wieder zurück ins Häusel und beim anschließenden Messen stellte sich heraus, dass kaum Wasser verschüttelt wurde.
Während
die eine Gruppe Wasser holte, betätigten sich die anderen am Sägebock. Auch
wenn einige Kinder mit Spielkonsolen zuhause die Muskeln stärken, war diese
Arbeit eine „harte Prüfung“. Trotzdem die Hände schmerzten, waren Alle
stolz auf das abgesägte Holzstück, welches gleich im Holzschuppen eingelagert
wurde.
Beim weiteren Programm packten die Kinder freudig mit an. Ging es doch ums Kochen. Die mutigsten unter ihnen meldeten sich freiwillig beim Kartoffelschälen und weinten nur wenig, wenn es an die Zwiebeln ging. Passend zum Motto des Tages „Korn“ gab es zum Nachtisch Müsli mit frischem Obst und Nüssen. Diese Schüssel wurde erwartungsgemäß leer gegessen. Als Getränke für die Kinder gab es entweder Wasser oder Wasser mit Pfefferminzsirup vermischt. Manche Eltern, die die Kinder abholten, hatten noch gute Erinnerungen an dieses Getränk ihrer eigenen Jugend.
Im zweiten Teil des Tages waren alle wieder konzentriert bei der Sache. Den Weg des Getreides beschrieb die Gästeführerin anhand von Bildern. Die Kinder lernten die Dreschsprüche und versuchten sich sogleich im „Trockendreschen“. Mit einem munteren Lied auf den Lippen verging der Nachmittag schnell.
Nach so viel Information durften die kleinen Besucher nach Herzenslust basteln und spielen. Aus Papier gab es Schachteln, die allerlei Schätze beinhalten. Ähren vom Korn, Bilder der verschiedenen Getreidesorten, selbst gepresste Haferflocken und gemahlener Kaffee wurden hineingepackt. Ingrid Naß, die zweite Gästteführerin, zeigte den Kindern, wie aus einer Wäscheklammer und Lumpen ein niedliches Püppchen entsteht. Gebannt lauschten die Jungs und Mädels der Entstehungsgeschichte des Klopapiers und probierten gleich aus, ob auch sie die Zeitungsfetzen auffädeln konnten. Benutzt hat sie an diesem Tag jedoch keiner. Hickelsches und Geschicklichkeitsspiele waren bei den Kindern von heute genauso beliebt, wie damals. Viel zu schnell ging für manche der Tag vorüber.
Reinhard Kessler und Heike Wittmer vom Historischen Verein sind sich einig, dass mit solchen Veranstaltungen auch künftig das Haus gefüllt werden kann. Die Erfahrungen aus erster Hand, über das Leben der Vorfahren sind spannend. Gespräche mit den Eltern zeigen, dass es wichtig ist zu wissen, wo man herkommt und dass der Erhalt des Häusels gefördert werden muss.