Ein Tag im Leben unserer Vorfahren - 
leben wie vor 100 Jahren - 4. August 2009

Als Ferienaktion für Kinder veranstaltete der Historische Verein Pirmasens 
in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Pirmasens einen Tag im 
historischen Häusel in der Blocksbergstraße. 19 Kinder erlebten mit vier 
Betreuern hautnah Lebensgewohnheiten der Vergangenheit und wurden 
mit den Tagespflichten der früheren Hausbewohner der Blocksbergstraße 18 
vertraut gemacht. 

Für eine Mutter von fünf Kindern war es vor 100 Jahren wichtig, dass nach dem 
Aufstehen um fünf Uhr morgens gleich ein Feuer im Holzofen angezündet wurde. 
Das war dann auch die erste Aufgabe, welche die zahlreich angemeldeten Kinder 
unter Anleitung von Reinhard Keßler, wenn auch nicht um fünf Uhr absolvieren 
mussten. Keßler schichtete fachmännisch den Ofen und das Einschüren konnte 
beginnen. Schließlich sollte auf dem Herd später die Suppe gekocht und im Backofen 
der Kuchen gar werden. Damit die Kinder ein Gefühl für Holz bekamen, durften 
alle eine Holzscheibe von einem Stamm aus dem Garten absägen und zum 
Namensschild gestalten. Wo früher noch die brennende Stricknadel für Muster 
im Holz sorgte, bedienten sich die jungen Teilnehmer eines Brennstabes oder 
erhielten durch Dunja Maurer den Namenszug in die Holzscheibe eingebrannt. 
Schön bunt bemalt waren bald die Namen für alle klar sichtbar. 

Zweites wichtigstes Element neben Feuer erklärte die Vorsitzende des Historischen 
Vereins Heike Wittmer war im Leben unserer Vorfahren das Wasser. Die Kinder legten 
zusammen mit der Gästeführerin Ingrid Naß zu Fuß die Strecke zum Wedebrunnen 
zurück. Neben einer kleinen Stadtgeschichte zu den Anfängen von Pirmasens war 
das Wasserholen noch mit sportlichem Ansporn verbunden. Die Kindergruppe musste 
so vorsichtig wie möglich den Wassereimer zum Häusel zurücktransportieren, um 
möglichst wenig Wasser unterwegs zu verlieren. 

 

Die schnellen Läufer kamen gerade rechtzeitig zum Kartoffelschälen. Insgesamt 
wurden sechs Kilo verarbeitet. Besonders eifrige Köche wagten sich auch ans 
Zwiebelschälen und -schneiden. Zusammen mit Möhren, Sellerie und Lauch, gewürzt 
mit Liebstöckel und Peterle, duftete die Suppe bald köstlich durchs Haus. Erstaunt 
waren die Kinder über die zehn verschiedenen Gewürze, die es in der Zwischenzeit 
zu erraten gab. Von der Pizza kannte Dominik Thymian, die Portion Sauerampfer 
wurde als „Mutprobe“ von Tobias und Lukas verspeist. Auch Rosmarin und Majoran 
empfanden die Kinder als wohlriechend und kosteten gerne. 

 

Um jedem Kind seinen Essensplatz zuzuweisen fertige die Kinderschar aus Papier 
und Schere Platzdeckchen. Einfache Serviettenblumen zierten die Tische und manche 
Mama freute sich hinterher über den schönen Strauß. Da das Essen doch länger 
brauchte als gedacht, vertrieb sich die Mädchengruppe die Zeit mit Zungenbrechern. 
Alle Mädchen konnten einen aufsagen. 

Nachdem die Suppe ausgeteilt und verspeist, die Bauernbrote bis auf den letzten 
Krümel aufgegessen waren, beschäftigte sich die Gruppe wieder mit den Pflichten 
der ehemaligen Hausbewohner. Das Vierzehnjährige schon in der Schuhfabrik arbeiteten 
und kleinere Kinder auch im Haushalt mithelfen mussten, war den Teilnehmern fremd. 
Umso lieber beteiligten sie sich für diesen einen Tag am Abwasch, Holzstapeln und 
Nüsse knacken. 

Kinder spielen, damals wie heute. Lachten die Vorfahren noch über die Streiche von 
Max und Moritz, sind dies für Kinder der heutigen Zeit schon keine Streiche mehr. 
Einzig die Übersetzung zwischen Pfälzisch und Hochdeutsch spornte die Jungs und 
Mädels an die Verse richtig zu sortieren. Lebhaft ging es auf der Straße vorm Haus zu. 
Dort wurde „Himmel und Hölle“ gehüpft und alsbald fand man zum traditionsreichen 
„Galgenspiel“, was nur eine Möglichkeit des Spielens ohne Spielzeug darstellte. 

Krönender Abschluss war Julians Geburtstagskuchen. Sein Geburtstag und die Spielaktion 
trafen glücklicherweise an diesem Tag zusammen. So hatte er nicht nur jede Menge 
Geburtstagsgäste und Geburtstagsprogramm, sondern auch noch den Geburtstagskuchen, 
der nach dreieinhalb Stunden im Ofen endlich gar war. In zwei Punkten waren sich alle 
Kinder einig: Erstens war das süße Kuchenstück viel zu wenig und zweitens ging die Zeit 
bis zum Abholen viel zu schnell vorbei. Nach dieser Aussage ist es für die Verantwortlichen 
selbstverständlich weitere Angebote im Häusel zuschaffen, um das Mitmach-Museum auch 
für andere Kinder zu öffnen.

Anmeldungen für individuelle Gruppenführungen und Kindergeburtstage
gegen Unkostenbeitrag nimmt der Historische Verein Pirmasens,
Tel: 06331/842223 entgegen.